#8: Künstliche Intelligenz in der Eignungs-Diagnostik mit Dr. Karl de Molina

Shownotes

Künstliche Intelligenz in der Diagnostik

„Dank der KI bekommt der Personaler beim Einstellungsprozess eine dritte Meinung“

In unserem heutigen Podcast sprechen wir mit Dr. Karl-Maria de Molina über die Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz (KI) im Recruitingprozess bietet. KI steckt in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen, daraus macht auch der Spanier keinen Hehl. Dennoch könnte KI in Form von automatisierter Diagnostik schon sehr bald Einzug in den Prozess der Mitarbeitergewinnung halten. Dr. Karl-Maria de Molina ist CEO und Gründer des Münchener Softwareunternehmens ThinkSimple+ sowie Dozent an der Universität Erlangen-Nürnberg und Buchautor.

In regelmäßigen Abständen veröffentlichen wir an dieser Stelle interessante Podcasts, in denen uns Experten aus dem vielfältigen Bereich Human Resources einen Einblick in ihren Wissensschatz gewähren.

Schon als Student fragte sich Dr. Karl-Maria de Molina, was Menschen erfolgreich macht. Dass es nicht nur Faktoren wie Intelligenz und Fachkompetenz sind, ahnte der Spanier schon damals. Zum erfolgreichen Manager gehören auch entsprechende Charaktereigenschaften. Und die wollen bei Recruitingprozessen herausgefiltert werden. Nur wie? „Mit Fragebögen geht das natürlich“, sagt der studierte Ingenieurwissenschaftler und Philosoph. „Nur hat man dann nach der Auswertung quasi zwei subjektiv geprägte Ergebnisse: die Selbsteinschätzung des Kandidaten und die persönliche Meinung des Personalers.“ ….

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Was nach Ansicht von Dr. Karl-Maria de Molina in diesem Prozess fehlt, ist eine dritte Meinung, rein faktenbasiert und objektiv. Egal, ob es um die Kompetenzen, die Motivation oder die Stimme des Bewerbers geht. Und hier bringt er die KI in Kombination mit Videoaufzeichnungen ins Spiel. Anhand der drei Aspekte Persönlichkeit, Emotionen und Sprache soll KI schon in wenigen Jahren den Auftritt eines Kandidaten umfassend analysieren und auswerten können. „Damit bekommt die Personalabteilung zwei Informationskanäle“, sagt der Spanier, „zum einen sieht sie die Person, zum anderen hat sie Ergebnisse“. Die KI gewährt dem Recruiter Zugriff auf eine ergänzende Meinung, völlig losgelöst von den subjektiven Eindrücken, die Kandidaten vermitteln und bei Personalern ankommen. „Wir nennen das die Verobjektivierung.“

Nicht jeder Kandidat wird begeistert sein, wenn das Jobinterview vor der Kamera stattfindet. Daher muss nach Meinung von Dr. Karl-Maria de Molina die Aufzeichnung gänzlich freiwillig über die Bühnen gehen. „Wenn jemand dagegen ist, darf das keine Auswirkungen auf den weiteren Auswahlprozess haben.“ Überdies muss das Videointerview nach Richtlinien ablaufen, die vorher mit dem Kandidaten klar abgesprochen werden. „Wie es konkret abläuft, was die Fragen sind.“ Der Kandidat hat die Möglichkeit, das Interview und die Ergebnisse anschließend anzusehen und deren Freigabe zu verweigern. „Aber es wird kein zweites Video geben“, sagt Dr. Karl-Maria de Molina, „denn sonst würde das einem Trainingseffekt gleichkommen.“

Um Kandidaten vor die Kamera zu locken, rät der Spanier Unternehmen, sich gleichermaßen zu öffnen. „Das ist immer ein Geben und Nehmen, aber auch eine Frage des Cultural Fit.“ Wenn Mitarbeiter das Profil ihres Vorgesetzten einsehen können, entsteht eine paritätische Situation, die einem modernen Unternehmen gut zu Gesicht steht. „Für mich als Kandidat wäre das ein Mehrwert. Damit signalisiert mir die Führungskraft, dass sie keine Berührungsängste hat, dass sie mit sich im Reinen ist“, sagt Dr. Karl-Maria de Molina. Und das lässt sich im Allgemeinen auf das ganze Unternehmen übertragen. „Es präsentiert sich mir gegenüber auf Augenhöhe. Das ist ein Pluspunkt.“

Noch ist all das Zukunftsmusik, aber davon lässt sich der Spanier nicht beeindrucken. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Zukunft Realität wird. „Wenn wir jetzt unsere Hausaufgaben machen, dann kann KI schon in fünf Jahren oder weniger brauchbare Ergebnisse erzielen. Wir stecken mitten im Lernprozess, aber das war damals mit Navigationssystemen nicht anders.“ Der Spanier vergleicht die Entwicklung ein bisschen mit Learning-by-doing. „Wir brauchen einfach Early Adopters, die der KI die Grenzen aufzeigen, damit diese Grenzen immer weiter nach hinten verschoben werden können.“

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