#46 Gesund zurück ins Büro mit Matthias Mölleney

Shownotes

Zu unserem heutigen Podcast-Thema “Gesund zurück ins Büro” haben wir Matthias Mölleney aus der Schweiz zu Gast. Er wird uns erklären, wie sich das Verständnis von Gesundheit in Zeiten von Corona auch am Arbeitsplatz gewandelt hat und was Unternehmen für die physische und mentale Fitness ihrer Mitarbeiter auch im Homeoffice tun können. Matthias Mölleney verfügt über viele Jahre Erfahrung im Führungs- und Personalbereich. Seit 2005 ist er Inhaber der Beratungsfirma peopleXpert. Außerdem leitet er seit 2009 das Center für Human Resource Management & Leadership an der Hochschule für Wirtschaft Zürich. Nach 20 Jahren wechselte Matthias Mölleney 1998 von der Lufthansa in die Konzernleitung der Swissair. Er ist Gastreferent an verschiedenen Universitäten und Autor mehrerer Bücher zum Thema Personalmanagement.

In regelmäßigen Abständen veröffentlichen wir an dieser Stelle interessante Podcasts, in denen uns Experten aus dem vielfältigen Bereich Human Resources einen Einblick in ihren Wissensschatz gewähren.

Dass Gesundheit kein selbstverständliches Gut ist, auf das Menschen ein Grundrecht haben, führt uns seit knapp zwei Jahren die Corona-Pandemie vor Augen. Wochenlange Lockdowns, Homeoffice in der Zwei-Zimmer-Wohnung mit Kindern als Zaungast und womöglich von Covid-19 hart betroffene Kollegen „sind an uns nicht spurlos vorbeigegangen“, sagt Matthias Mölleney. Der Personalmanagementexperte erinnert sich noch gut an einen Zoom-Call mit einer Kollegin, die in Hong Kong eine zehntägige Quarantäne aussitzen musste. „Ab dem siebten Tag machte ich mir wirklich Sorgen um ihre Gesundheit.“

Nachdem in der Anfangsphase der Pandemie noch jeder um sein eigenes Wohl besorgt war, hat man im HR inzwischen begriffen, dass es Zeit ist zu handeln. „Wir HR-Leute müssen über die Gestaltung von Arbeit neu nachdenken“, sagt Matthias Mölleney. Mit der bloßen räumlichen Verlagerung der anfallenden Aufgaben und Tätigkeiten vom Büro in die eigenen vier Wände der Mitarbeitenden sei es nicht getan. Mitarbeiter seien nicht nur Arbeitende, sondern in erster Linie Menschen. Und als solche seien sie auf physische Kontakte mit Kollegen angewiesen. „Wenn man jemanden persönlich trifft, hat das noch mal eine ganz andere Qualität“, sagte Matthias Mölleney, „da kann man sagen, was man will“.

Um diese wichtigen Momente des persönlichen Kontakts zu gewährleisten, empfiehlt der Wahlschweizer Unternehmen, Strategien für Zusammenkünfte zu entwickeln. „Meetings, bei denen physische Präsenz wichtig ist, könnten für die Tage anberaumt werden, an denen alle Mitarbeiter im Büro sind“, wäre so ein Tipp. Mitarbeiter dahingehend coachen, dass sie sich ihrer Quality Time im Büro bewusst werden, ein anderer. „Dann keine E-Mails beantworten, denn das können sie von zuhause aus auch“, sagt Matthias Mölleney, „sondern die Zeit mit Menschen verbringen“. Personaler könnten bei der Schwerpunktsetzung eine entscheidende und unterstützende Rolle spielen.

Mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper, das wusste bereits die Römer. Die Erfahrung, dass weder ein harter Küchenstuhl noch ein zu hoher Tisch zu einem ergonomischen Arbeitsumfeld beitragen, haben in den vergangenen Monaten viele Mitarbeiter im Homeoffice machen müssen. „Da nützt es wenig, wenn Unternehmen im Büro viel Geld für ergonomisch gestaltetes Mobiliar ausgegeben haben“, sagt Matthias Mölleney. Im Homeoffice schere das Thema Ergonomie am Arbeitsplatz niemanden mehr. „Hier müssen wir uns überlegen, wie wir damit in Zukunft mit hybridem Arbeiten weiterverfahren.“ Überhaupt gerate der Aspekt Gesundheit durch Corona und Homeoffice verstärkt in Vordergrund, glaubt Matthias Mölleney. „Die Frage, in welcher Fitnessform wir die Mitarbeiter wieder zurückbekommen, ist total wichtig im Moment.“ Ergonomische Stühle und Schreibtische schön und gut, doch ohne eine bewusste Ernährung und ausreichender Bewegung stehe es für manchen Mitarbeiter nicht gut. „Viele waren es gewohnt, sich in der Mittagspause schnell irgendein Fastfood-Sandwich reinzuschieben“, sagt Halb-Marathonläufer Matthias Mölleney. Den Personalern obliege es nun, „Impulse zu geben, Einladungen auszusprechen, mehr für die eigene Fitness zu tun“. Zum Beispiel Anreize schaffen, dass Mitarbeitende im Homeoffice von ihrer Küche Gebrauch machten und Nahrhaftes zu sich nähmen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für das Seelenwohl der Mitarbeiter ist für Matthias Mölleney, Unsicherheiten am Arbeitsplatz so weit wie möglich auszuschließen. „Die Lage kann beschissen sein, aber wenn ich weiß, dass es so ist, warum es so ist, dann kann ich damit wesentlich leichter damit umgehen.“ Daher rät er Unternehmen, im Rahmen ihrer Kommunikationsstrategie ehrlich auf die Mitarbeitenden zuzugehen und ihnen ein realistisches Bild der näheren Zukunft zu zeichnen. „Es ist wichtig, in solchen Zeiten Perspektiven zu eröffnen, Pläne für verschiedene Szenarien zu skizzieren“, sagt Matthias Mölleney. Es müsse grundsätzlich mehr Zeit investiert werden, „aus dieser galaktischen Verunsicherung wieder zurückzukommen“.

Zur Person: Matthias Mölleney, Jahrgang 1960, wechselte nach 20 Jahren in den Diensten der Lufthansa 1998 in die Schweiz. Dort war er Mitglied der Konzernleitung und Personalchef von Swissair, Centerpulse und Unaxis. 2005 gründete er die Beratungsfirma peopleXpert GmbH in Uster im Kanton Zürich, die sich einerseits mit der Entwicklung und Einführung von modernen Personalmanagement-Konzepten beschäftigt, andererseits Unternehmen und Führungskräfte in Veränderungssituationen berät und begleitet. Seit Anfang 2010 leitet er das Center für Human Resource Management & Leadership an der Hochschule für Wirtschaft Zürich. Er ist Autor des Buchs „Beyond Leadership“ sowie zahlreicher Veröffentlichungen zum Themenbereich Führung, Personalmanagement und Change Management.

Kontakt zum unserem heutigen Podcast-Gast Matthias Mölleney: https://www.hrm.de/mitglieder/matthias-moelleney/

Viele weitere Hacks als Checkliste oder das gesamte Interview als Podcast oder Text findet Ihr unter https://www.hrm.de/hrm-hacks.

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